Stadtbienenhonig

Willkommen in meiner kleinen Stadtimkerei: Die Leidenschaft für die Bienen und für ihren guten Honig entwickelte sich auf meinen Bienenständen auf ungenutzten Dächern ausgewählter Gebäude in Berlin. Seitdem, und wahrscheinlich auch schon vorher, befasse ich mich mit der Beziehung von Mensch und Natur. Über das Imkern kamen viele Antworten und noch mehr Fragen. Der Dialog mit den Bienenvölkern bereichert mich und mein Leben und wirkt als unerschöpfliche Quelle. Die Begegnung mit dem Superorganismus bedeutet: ganz nah dran zu sein, gefühlt mittendrin, und gleichzeitig Galaxien davon entfernt. Mich fasziniert die Beziehung von Imkerin zu Bienenstock, denn beide Wesen sind einander un-begreifbar, jedoch nah verwandt. Es gibt eine Menge unerforschter und unerwarteter Momente, die für mich geheimnisvoll sind und beim Entdecken und Erforschen meine Seele mit einfacher Freude nähren. 

Stadtbienenhonig begann letztendlich im Jahr 2004, bei einem Architekturwettbewerb für die Stadt Detroit. Seit 2021 lebe ich in Rom wo ich das Projekt in kleinerem Maßstab weiterführe.

Den Bienenvölkern in meiner Obhut den Raum zu schenken den sie brauchen um sich zu entwickeln, sich in ihrer Eigenheit formen, ist das grundlegende Prinzip meiner Bienenhaltung. Die Pflege soll in erster Linie unterstützend sein. Ich wünsche mir, dass sie sich frei aus sich selbst heraus entwickeln, dass sie ein Volkswissen (=hive-knowledge) aufbauen, dass sie jahrelang an einem bestimmten Ort leben und sich im besten Falle immer wieder auf eigene Art und Weise verjüngen. Sie leben an diesem Ort, der ihnen eine Fülle an Blütennektar, Blütenstaub und Wasser bietet, alles was sie brauchen. Der Honig, den ich ernte, ist nur der Überschuß (das Extra vom Extra). Ich entnehme immer nur einen kleinen Teil, nur Honig der in den eigens geschaffenen Zellen reift. So entsteht ein Spiel mit Singulären.

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ansonsten ist er schon verkauft

Die Verwobenheit der Fluglinien von Bienen, die unsichtbare Netze in hohen Lüften spinnen, spiegelt sich in der Verflechtung von Begegnungen und sozialen Situationen, die auf Erden entstehen. Es kommt zu Überlagerungen und Schnittstellen. Der Vorteil im urbanen Raum (im Vergleich zum Ländlichen Raum) ist der hohe Grad an Dichte und Vielfalt. Es ist im Grunde ein Szenario aufgebaut aus Menschen, die ein Interesse an guten Geschichten haben und gleichzeitig guten Honig schätzen. Die direkte Verbindung von Erzeugung und Verzehr ermöglicht nicht nur das Teilen eines qualitativ Hochwertigem, sondern auch den Austausch der Geschichten, die bei der Erzeugung entstanden sind. Sie sind es im Grunde, die uns mit dem Natürlichen verbinden. 

Die zeitgemäße Imkerei steht vor großen Herausforderungen, denn die Bienen werden von einer Reihe globaler Schädlinge bedroht. Die Herausforderung ist die Entwicklung einer Bienenhaltung, die den Gesundheitszustand der Bienenvölker in den Mittelpunkt stellt, das heißt die Aktivierung ihrer Selbstheilungskraft. Ausserdem geht es um die Wertschätzung von lokal erzeugtem Honig im Gegensatz zu Honig, der im abgründigen globalen Honigmarkt gelandet ist. Im Honig ist nicht nur die Vielfalt der Landschaft erkennbar sondern Honig ist eine Trägersubstanz, u.a. Träger von Stimmungen im Jahreslauf. So kommt es, dass sich in jeder Honigernte ein eigener Geschmack verbirgt und kein Jahr dem anderen gleicht.

Wir sind die Bienen des Unsichtbaren. Wir tragen leidenschaftlich den Honig des Sichtbaren ein um ihn im grossen goldenen Bienenstock des Unsichtbaren anzuhäufen. Rainer Maria Rilke